Montag, 11. April 2016

Warum ich schwarz trage

Anlass für diesen Post ist eine Situation heute im Bus in der Kieler Innenstadt. Ich hab ein Lost Souls-Outfit angehabt, also schwarz lackierte Fingernägel, New Rock-Boots, Bondagehose, Schmuck, viele Ketten, Ringe und Reißverschlüsse und Bänder. Und manche Leute haben mich recht komisch angeschaut, und ich denk dann immer, was ist, ich hab euch doch nichts getan?! Aber wenn man als Otto Normalverbraucher vom Einkaufen nach Hause fährt und es steigt ein zwei Meter großer Mann in den Bus, der nur schwarz trägt und bei jedem Schritt hört man Metall klirren und die schweren Schuhe bollern, und dann dieser Gesichtsausdruck - da kann einem augenscheinlich angst und bange werden. Ein paar meiner Schüler haben mir das auch schon gesagt - "Herr Homann, am Anfang hatte ich echt Angst vor ihnen! Und als sie dann so laut geworden sind, hätte ich fast geheult."

So unterschiedlich können Selbst- und Fremdwahrnehmung sein. Aber warum trage ich denn überhaupt so viel schwarz? Im StudiVZ gab es früher eine Gruppe mit dem Namen "Ich trage so lange schwarz, bis es etwas Schwärzeres gibt" - grandios! Nun denn ein Erklärungsversuch:

Ich wurde in der Schule gemobbt. Ich war anders, manchmal etwas tuffig angehaucht, und dann auch noch so ein Streber, der alles weiß und mit ADHS-Tendenzen, das bietet große Angriffsfläche für's Mobbing. Da wurden Stifte geworfen, Papierkugeln geschossen und Gummibänder gespannt, ich wurde angerempelt, beleidigt, alles, was dazugehört. Und es hat mich richtig getroffen. Ich wurde still und introvertiert. Ich hatte Angst, in die Schule zu gehen.

Jedenfalls haben mich diese Jahre das Fürchten gelehrt. Ich brauchte einen Schutzpanzer. Wie eine Rüstung, die mich vor fliegenden Papierkugeln, Blicken und Beleidigungen schützt. Und so kam es dann erst im Studium, dass ich die Schwarze Szene kennenlernte. Ich fühlte mich in diesen tollen Outfits irgendwie stärker, größer, unangreifbarer - richtig unnahbar. Schon fast kalt, abweisend. Furchteinflößend. Und da wären wir beim Rundschluss. Es ist mir wesentlich lieber, dass unbekannte Menschen Angst vor mir haben, als dass ich mich wieder angreifbar mache.

Mittlerweile habe ich mehr Selbstbewusstsein. Mehr Rückgrat. Schwarz ist für mich inzwischen zu einem Lifestyle geworden, es macht schlank, es lässt sich mit allem kombinieren, es ist düster-mystisch.

Ja Leute, habt Angst vor mir! Hauptsache, ihr tut mir nicht weh. Scheiß drauf, was irgendjemand denkt.

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