Samstag, 6. August 2016

Marit wird gewaschen


Ich mag Glasoberflächen, außerdem schwarze, hochglänzende Oberflächen. Der Nachteil: Sie sind Staubmagneten und man sieht jede kleine Fluse umgehend. Wenn man aber, so wie ich, einigermaßen schmerzbefreit ist und einen der Staub erst in Fingerdicke stört, kann man gerne diese Vorlieben haben, ohne sich dumm und dämlich putzen zu müssen.

In den Ferien bietet es sich an, die Wohnung mal grundlegend auf Vordermann zu bringen. Moment mal, wenn mich der Staub nicht stört, warum dann überhaupt putzen? Was Gäste denken, ist mir eh schnurz, Hauptsache, die Wohnung sagt mir selbst zu. Zwei Hauptgründe: Zum einen kann ich dann so drollige Überschriften für Blogeinträge finden wie heute. MARIT ist der Names meines schwarzen Tischläufers von IKEA. Sie ist ziemlich belastbar, sie hält Einiges aus, aber irgendwann steckt in all ihren Falten doch ein wahres Sammelsurium an Essensresten, abgekauten Fingernägeln und Klassenarbeiten. Da hilft kein einfaches Ausschütteln mehr: Insbesondere die Klassenarbeiten haben die gute Marit derart beschmutzt, dass sie einmal gründlich durchgebügelt werden muss. Und vorher natürlich gespült.

Der andere Grund: Mein Couchtisch ist - quelle surprise - schwarz. Der Hauptteil ist aus Holz, hochglanzbeschichtet, und die Tischplatte aus Schwarzglas. Nachdem Marit die Tischplatte mal freigeräumt hat - sie liegt sonst gerne recht lasziv darauf - sieht man erst, was die Zeit, und vor allem der Bewohner, alles angerichtet hat. Da hilft nur, erstmal mit einem Mikrofasertuch die groben Verschmutzungen einzusammeln. Chips. In Colaflecken festgeklebter Staub. Die letzten Reste meiner Nerven. Im zweiten Schritt ergießt sich ein Tsunami aus Glasreiniger über Venus, so der Name des Tisches. Die zweite Welle ist dann das Geschirrtuch, das Venus einmal ordentlich durchrubbelt.

Man kann nur in Ansätzen beschreiben, welch Genugtuung es bereitet, die Glasplatte danach wieder flecken- und staubfrei tiefschwarz glänzen zu sehen ("ich glänze, höaba!"). Alles wird reflektiert, mein TV-Screen, mein Wandbehang, meine rabenschwarze Seele. Großartig. Und wenn die Wäsche durch ist, dann kann ich Marit wieder auf Venus legen, damit die beiden ihr tête-à-tête ungestört fortsetzen können.

Ich bin aufgeschlossen, meine Wohnung ist multisexuell.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen