Donnerstag, 4. August 2016

Prinzipien im Blick


Ich habe ja schon öfters erwähnt, dass ich meine Umwelt intensiv wahrnehme - wenn ich nicht gerade etwas Anderes im Kopf habe. Ich habe gelernt, diesen Umstand zu meinem Vorteil auszunutzen. Es gibt bestimmte Blickwinkel, bestimmte Perspektiven, die ich in meiner Wohnung oft und lange habe. Zum einen hängt es damit zusammen, dass meine Wohnung "mein Ort" ist, mein safe haven, hier gibt es für mich nur meine eigenen Grenzen und Regeln und hier kann ich vollkommen ich selbst sein. Ich weiß das zu schätzen und auszunutzen und verbringe deswegen viel Zeit hier.

Zum Beispiel kommt es oft vor, dass ich zum Meditieren auf meiner Schlafcouch liege. Das passiert auch, wenn ich jemanden von meinen Freunden zum Psychologisieren zu Besuch habe, mit Flo habe ich das oft gemacht. Mein Blick ist dann entweder nach oben an die Zimmerdecke gerichtet oder schräg hoch nach vorn. Ich habe mir überlegt, dass ich das dann ja auch nutzen kann und das Panorama etwas verändern. So habe ich mir ein Bild von Flo und mir, das ich persönlich sehr schön finde und gern ansehe, in der "Schräg-Perspektive" an der Wand aufgehängt. Für den Blick nach oben habe ich an die Zimerdecke einen Zettel geheftet, auf dem Folgendes steht:

"100% ehrlich
            offen
            authentisch
            Sei DU!"

Damit ich selbst mich immer wieder dran erinnere, mich nicht zu verstellen, niemanden anzulügen, schon gar nicht mich selbst. Und ich habe es damals auch für Flo aufgehängt, damit es ihm leichter fällt, sich daran zu halten, wenn wir über ernste Themen gesprochen haben. Er sagte einmal, dass ihm das tatsächlich helfe, und ich will davon ausgehen, dass er das nicht mir zuliebe gesagt hat.

Ich selbst brauche diese Erinnerungen immer wieder! Als Hochbegabter passiert es mir gern, dass ich mich auf einen "neuen Eindruck" einschieße und an nichts Anderes mehr denke. Ich verliere gern unwichtige Dinge aus dem Blick: Ich vergesse, zu essen, mir die Zähne zu putzen oder zum Friseur zu gehen. Das ist eben so, das ist angeboren, damit lebe ich und finde halt Wege, um mich an diese Dinge regelmäßig zu erinnern. Und einer dieser Wege ist es, mir diese Prinzipien, diese Denkimpulse in der Wohnung als Sprachnachricht aufzuhängen.

Genau das war der Anlass für den Buddha-Spruch an meiner Zimmerwand, oben auf dem Foto erkennbar. Ich sitze oft und gern auf meiner Couch, um Musik zu hören, Filme zu schauen oder Videospiele zu spielen. Dabei geht mein Blickfeld natürlich weit über den Bildschirm hinaus, und seit Monaten schon hat mich der weiße Bereich über dem Pyramiden-Wandbehang irritiert. "Den könnte man doch nutzen!" habe ich mir gedacht. Ich habe mir dann bei einem Händler Wandtattoos angeschaut. Ich bin ein großer Fan davon, weil sie perfekt gemacht aussehen, wie aufgemalt, ohne jegliche Fehler, und sie halten. Sogar ein Laie wie ich schafft das, sie anzubringen. Ich habe davon schon einige in der Wohnung und es werden auch noch mehr werden.

Zum Inhalt:

In meiner Lebensweise sind mir ein paar Parallelen zum Buddhismus aufgefallen. Das betrifft Grundhaltungen, Denkweisen, Handlungsschemata. Nicht gänzlich, aber wesentlich mehr als zum Beispiel zum Christentum, mit dem ich nichts am Hut habe. Dazu kommt, dass mir diverse Menschen zurückgemeldet haben, dass ich oft lächele und fröhlich bin. Manche empfinden das als positiv ("Ich freue mich immer, wenn ich zu Dir komme. Du begrüßt mich mit einem Lächeln und ich kann den ganzen Scheiß, der vorher am Tag war, hinter mir lassen."), manche irritiert das ("Herr Hilarius, wenn sie mir jetzt hier erzählen, dass sie im Referendariat unglücklich waren, dann empfinde ich das als unglaubwürdig und nehme ihnen das nicht ab. Sie sind immer mit einem fröhlichen Gesichtsausdruck durch die Schule gegangen.") und manche nervt es ("Weißt du eigentlich, dass du einem mit deiner scheiß Fröhlichkeit manchmal tierisch auf die Nerven gehen kannst?!").

Für mich ist es aber eine Lebensweise, und der Spruch Buddhas erinnert mich immer wieder dran, warum es so ist.

Denkt mal drüber nach!

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