Dienstag, 31. Januar 2017

Gespräch mit Bruder

Es reicht, wenn Dr Hilarius (mit den Armen oben) in der Achterbahn schnell unterwegs ist...

Eigentlich hätte dieser Beitrag auch Einhundertundzehn v2.0 oder Entschleunigung v2.0 heißen können. Hat nämlich wieder was mit der Geschwindigkeit zu tun.

Aber zuallererst mit meiner Sturheit: Ich nehme keine Tipps von anderen Menschen an. Ich höre sie mir gern an, aber setze nichts um, von dessen Wirksamkeit ich mich nicht selbst überzeugt hätte. "Die Platte ist heiß!" - jaja, und trotzdem fasse ich drauf. "Den Film musst du unbedingt sehen!" - jaja, und ich kenne ihn bis heute noch nicht. "Du solltest mal dies und das im Unterricht machen!" - jaja, ich bleib' bei lehrerzentriertem Frontalunterricht. Es kommt selten vor, dass ich einen Denkimpuls von irgendjemandem nicht nur umsetze, sondern vielleicht sogar in meinen Alltag integriere. Denn ich sage mir "Wenn ich möchte, dass etwas gut gemacht wird, mache ich es am liebsten selbst", und so tappe ich natürlich auch erstmal in alle verfügbaren Fallen, bevor ich gangbare Wege gehe.

Und so fuhr ich kurz nach Weihnachten im Auto meines Bruders zurück nach Kiel, während Familienwagen Nr.2 auf die Werkstatt und TÜV-Begutachtung wartete. Und unter anderem haben wir uns auch darüber unterhalten, welche Fahrweise auf der Autobahn wohl sinnvoll ist. Ich fahre viel zu oft zu schnell. Denn ich denke schnell, ich bin drei Schritte weiter, ich fahre schnell, blablabla, der geneigte Leser kennt diesen Sermon bereits. Und ich kann noch so oft schreiben, wie gut mir Entschleunigung tun würde, das heißt nicht, dass ich es umsetze.

Mein Bruder hat da die Ruhe weg, die Gelassenheit von seinem Vater geerbt, und erzählt mir, dass er auf der Autobahn nicht schneller als mit hundert Sachen fährt. Bitte was? Ich mein', da sind immerhin hundertzwanzig erlaubt (A210). Und auf der A215/A7 darf man auch schneller fahren, ich hab' morgens eh' keine Zeit zum Trödeln. Nein, er fährt Strich hundert und macht es mir vor: Be the change you wish to see in the world. Und dann habe ich mir vorgenommen, dass ich es zumindest einmal ausprobiere: Eine Tankfüllung lang ausschließlich hundert fahren.

Das ist mir am Anfang echt schwergefallen... aber dann kamen sie, nach und nach, die positiven Effekte:

- der Tank reicht für etwa sechzig Kilometer mehr
- mein Blutdruck bleibt unten und ich entspannt
- die Anderen können alle gern überholen
- ich brauche nicht länger als mit der anderen Fahrweise

Ist das geil! Zu erleben, wie es mal die anderen Autofahrer sind, die alle gehetzt überholen, drängeln, whatever, und selbst vollkommen seelenruhig die Strecke abzuklappern. Toll. Das behalte ich jetzt erstmal eine Weile bei.

Und so habe ich einen Denkimpuls übernommen. Danke, Bruder!

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