Freitag, 7. April 2017

Vor-Schnelles Urteil

Das Logo der Leichten Sprache

Viele Menschen haben ihre Wahl-Benachrichtigung bekommen. Anfang Mai wird der Land-Tag gewählt. Ich habe über die Nachricht gelacht. "Können die kein Deutsch mehr?" Da waren überall Binde-Striche: Wahl-Bezirk, Land-Tags-Wahl, Wahl-Kreis-Nummer, Barriere-Freiheit. Und alle Sätze waren kurz. Es gab keine Neben-Sätze. Und jeder Satz hatte nur eine Aussage. "Haben das Kinder-Garten-Erzieher geschrieben?" 

Ich habe versucht, den Stil dieser Wahlbenachrichtigung im obigen Absatz nachzuahmen. Und was habe ich über die Behörde gelästert! Damit war ich übrigens nicht allein, auch bei Facebook hat jemand ein Bild des Wahlbriefs (Wahl-Brief) gepostet und sich über Unfähigkeit amüsiert.

Ich habe - was mir hin und wieder passiert - ein vorschnelles Urteil getroffen, mir eine Meinung gebildet und rumgemeckert. Was ich nicht wusste - und erst durch die aufklärende Kommentarfunktion erfahren habe: Ich machte dadurch eine sehr menschliche Inklusionsmaßnahme des Landes nieder. Die Wahlunterlagen sind nämlich in sogenannter Leichter Sprache verfasst. Ziel ist, dass möglichst viele Bürger den Inhalt dieser Benachrichtigung verstehen. Es wird auf Fremdwörter verzichtet, lange Komposita werden in Bestandteile aufgespalten - den Rest der Vorschläge zur Vereinfachung von Sprache kann jeder im Eintrag in der Wikipedia nachlesen.

Nun, da ich aufgeklärt bin, finde ich die Maßnahme großartig. Schließlich soll jeder an der Wahl teilnehmen dürfen, zum Beispiel auch , der vom komplizierten Deutsch nicht viel versteht, und auch Menschen, deren Erstsprache nicht Deutsch ist.

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