Samstag, 15. April 2017

Kleiner


Das heutige Gadget ist ein Timer für die Küche - was früher die gute alte Eieruhr war. Case in point - ich habe das Gefühl, dass die Dinge mit der Zeit und dem technischen Fortschritt immer kleiner werden. Es gab mal eine Zeit, in der ein Telefon aus mehreren Einzelteilen bestand, die ein ordentliches Volumen und Gewicht hatten.


Davon ist heute nichts mehr übrig, das Telefon hat sich verkleinert - wer damals dachte, wow, das Handy ist ja eine tolle Erfindung, so klein und praktisch - der hat noch nicht ahnen können, dass auch das Handy mit den Jahren immer kleiner werden würde. Mittlerweile kann eine Schachtel Zigaretten größer sein und manch' einer lässt sich sein Handy direkt in den Unterarm einsetzen. Mensch wird Maschine.

Oder eben jene Eieruhr, die früher fröhlich vor sich her tickte, mittlerweile genauso flach wie ein Handy und magnetisch, damit man sie direkt an der Dunstabzugshaube anbringen kann. Natürlich geht es noch kleiner - wer Style hat, hat den Timer direkt im Herd integriert.


Wir sind auf dem besten Weg, dass sich die gesamte Wohnung über ein kleines Display steuern lässt. Man muss es nicht einmal anfassen - denn Sprachsteuerung wird immer beliebter. Ebenso wie Uhren, die nichtmal mehr ein Gehäuse besitzen, sondern die Uhrzeit direkt aus der Wandkonsole an die Zimmerwand beamen.

Und dann sind da ja noch diese ganzen Reader. Dünn wie ein Tablet, speichert man darauf den Inhalt eines ganzen Bücherregals und schafft noch mehr Freiräume in der Wohnung (um diese dann professionell vollzumüllen). Und hattet Ihr nicht auch mal eine Situation, in der Ihr einen Mikro-USB-Stick (die Dinger sind echt winzig!) lange habt suchen müssen, eben weil er so winzig ist und nicht auffällt?

Ich frage mich, wie weit das gehen wird. Wird es irgendwann tatsächlich so weit sein, dass wir überhaupt keine Gegenstände mehr brauchen, weil wir alles per Sprache steuern? Wer den Film Wall-E gesehen hat, kennt das Szenario. Mir ist es einfach ein bisschen suspekt, dieser Drang der Technologie, sich selbst zu minimieren. Auf der anderen Seite kann ich mich der schlichten Eleganz nicht vollständig entziehen - so habe ich meine Musiktheke von einem Regal voller CDs in fünf schlanke USB-Sticks verwandelt. Und so eine Beamer-Uhr reizt mich auch.

Ich habe in Husum - wo ich meine letzte Wohnung hatte - festgestellt, dass ich keine Wände und Türen in der Wohnung haben möchte. Ein Zimmer, ein kleines Loft, und damit ich das auch bezahlen kann, sollte es nicht zu groß sein. Und da kommt mir die Verkleinerungswelle ganz gelegen, ehrlich gesagt. Das lässt mir mehr Platz für das Wohnungsdesign.

Ich frage mich, ob man das Ganze irgendwann satt hat und ich einen Blogeintrag Größer werde schreiben können.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen